Österreichische Soldaten in Hatay: Auf der Suche nach Lebenszeichen unter den Trümmern

Der österreichische Oberstleutnant Pierre Kugelweis ist in der vernachlässigten Stadt Hatay. An seinem ersten Einsatztag spricht er mit Kronos über seine Erfahrungen.

BİLAL BALTACI 08 Şubat 2023 DE

Foto: Kronos und Bundesheer

Es sind 58 Stunden vergangen. Die österreichischen Hilfetrupps der AFDRU sind an dem Ort, der in den türkischen Medien als “vernachlässigt” bezeichnet wurde: Hatay. Oberstleutnant Pierre Kugelweis hebt das Telefon mit einer ruhigen Stimme ab. Die Hintertöne sind aber alles andere als ruhig. Und die Situation, in der er sich befindet, beunruhigt auch den Journalisten am Telefon. Die erste Aufgabe ist eine Familie aus den Trümmern zu retten, von der ein Lebenszeichen gäbe.

Es läuft immer nach dem selben Prinzip. Hunde gehen voraus und melden sich, wenn sie etwas spüren. Wenn es Lebenszeichen gibt, rücken die Experten mit Spezialmikrofone. Die Österreicher machen das schon seit 1997. Das neunköpfige Team erreichte Hatay in der Nacht. Ein Video zeigt, wie das Auto durch den Trümmern und in absoluter Dunkelheit fährt. “Wir wurden von der UNO zu den regionalen Koordinierungsstellen weitergeleitet und sie haben uns hierher geschickt”, erzählt der Kommandant.

In diesem Fall geben die Hunde kein Zeichen. Die Suche geht weiter. Die Zeit läuft davon. Das ganze Team arbeitet zur Gänze autark. Das bedeutet, dass die Gruppe mit eigenen Generatoren und Werkzeugen vor Ort ist. Anders konnten sie auch nicht. Die komplette Infrastruktur in Hatay ist zusammengebrochen. Der Oberbürgermeister, Lütfü Savaş, ist von der oppositionellen Partei CHP. Vor zwei Wochen beschwerte er sich in einer Live-Sendung, dass die Regierung in Ankara auf seine Anfragen nicht antwortet. Die Frage der Journalistin, ob Hatay für das erwartete Erdbeben bereit ist, war für ihn nur mit einem Wort zu beantworten: Nein. So ist es auch nun gekommen.

Zurück zu den Trümmerhaufen. Oberstleutnant Kugelweis gibt nicht auf. Die Hunde spüren weiter. Zumindest gebe es keine Sprachbarrieren. Einige Rekruten mit Türkischkenntnissen sind mitgeflogen. Er sei außerdem überrascht, wie viele Menschen in Hatay Deutsch sprechen können. “Wir freuen uns, in der Türkei helfen zu können”, schließt der Offizier ab.

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