“Die Presse” über Schweden und die Türkei: Journalist Bülent Keneş wird ignoriert

Die Türkei-Korrespondentin sieht bei der Berichterstattung über den Nato-Beitritt von Schweden nur die halbe Wahrheit. Bülent Keneş lässt sie lieber weg. Auch die Deutsche-Presse-Agentur folgt der gleichen Linie.

BİLAL BALTACI 07 Şubat 2023 DE

Foto: TCCB und Kronos

In der journalistischen Berichterstattung gibt es Regeln für die Ethik und Integrität, die einzuhalten sind. Dazu gehört z.B. die Vermeidung von falschen Nachrichten, die Überprüfung von Fakten und Quellen, die Vermeidung von Vorurteilen und Diskriminierung und die Wahrung der Privatsphäre. Die Einhaltung dieser Regeln ist wichtig, um eine zuverlässige und vertrauenswürdige Berichterstattung zu gewährleisten. Diese Werte werden manchmal von Kollegen und Kolleginnen weltweit missachtet. Doch was vergangene Woche in der österreichischen Zeitung Die Presse zu lesen war, übertraf all dies. Da scheiterte es schon an den klassischen W-Fragen.

Die erfahrene Korrespondentin, Susanne Güsten, berichtet aus Istanbul und kommt zu den Anforderungen der Türkei für den Nato-Beitritt von Schweden. “Ankara verlangt speziell von Stockholm unter anderem eine härtere Gangart gegen in Schweden lebende kurdische Aktivisten, die die türkische Regierung als ‘Terroristen’ sieht”, schreibt sie. Fehlt da nicht etwas? Ja, eindeutig. Erdoğan erwähnt beinahe in jedem seiner Reden einen Namen: Bülent Keneş. Bülent Keneş ist 2016 nach dem besagten Putschversuch nach Schweden geflohen, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde. Er war Chefredakteur der englischsprachigen Zeitung “Today’s Zaman”, die vor dem Putschversuch schon geschlossen wurde.

In einem Zeitungsbericht ist es wichtig, alle relevanten Beteiligten anzuführen, um ein vollständiges und ausgewogenes Bild zu liefern. Dies beinhaltet sowohl die Personen, die für bestimmte Handlungen oder Aussagen verantwortlich sind, als auch diejenigen, die von den Ereignissen betroffen sind oder eine Meinung dazu haben. Dies gibt dem Leser ein besseres Verständnis für die Situation und ermöglicht ihm, die verschiedenen Perspektiven und Interessen zu berücksichtigen. Es trägt auch zur Glaubwürdigkeit und Objektivität des Berichts bei, indem sichergestellt wird, dass alle relevanten Informationen und Sichtweisen berücksichtigt werden.

Leider ist Susanne Güsten mit dieser eingeschränkten Berichterstattung nicht allein. Die Deutsche-Presse-Agentur berichtete in den letzten Wochen mehrmals über die Ereignisse. Auch dort ist im vorgefertigten Muster immer wieder zu lesen, dass Erdoğan “Schweden etwa Unterstützung von ‘Terrororganisationen’ wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK” vorwirft. Das ist die Halbwahrheit.

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