Wenn Erdoğan die Niederlage nicht akzeptiert: “Internationale Gemeinschaft muss sich vorbereiten”

Die Türkei wählt in weniger als einem Jahr. Ob Erdoğan die Wahlen bei einer Niederlage akzeptieren wird, wird in Hinterkammern der Republik diskutiert. Auch die internationale Gemeinschaft soll das Szenario in Betracht ziehen und Vorbereitungen treffen, sagt ein Experte.

KRONOS 23 Kasım 2022 DE

Foto: TCCB

Im Gespräch mit t-online führt der Nahost-Experte Daniel Gerlach an, dass Präsident Erdoğan die Wahlen im kommenden Jahr verlieren könnte. Wenn das so passiert, müssen die westlichen Länder darauf vorbereitet sein, sagt er. Hier das entsprechende Teil des Interviews:
Halten Sie es für realistisch, dass er 2023 tatsächlich abgewählt werden könnte?

Im kommenden Jahr feiert die Türkische Republik ihr hundertjähriges Bestehen. Da möchte Erdoğan auf jeden Fall derjenige sein, der neben Atatürk als größter Politiker des Landes gilt. Erdoğan wird alles für seinen Triumph tun, Erlaubtes oder, wenn nötig, Verbotenes. Trotzdem ist eine Abwahl möglich. Die Chancen stehen ähnlich gut wie bei Donald Trump in den USA vor zwei Jahren. Das Problem der Opposition ist aber, dass sie bisher niemanden nominiert haben, der Erdoğan wirklich die Stirn bietet.

Würde seine Ablösung friedlich verlaufen? 

Es könnte sein, dass Erdoğan es wie Trump macht und die Wahl nicht anerkennt; anders als in den USA sind die türkischen Institutionen nur vielleicht nicht so stabil, das auszuhalten. Das kann heute niemand wissen. Aber die internationale Gemeinschaft sollte sich auf ein solches Szenario vorbereiten. Gegen Erdoğan und seine Familie wird auch in mehreren Verfahren etwa wegen Korruption ermittelt. Wenn er verliert, könnte er also nicht nur in den Ruhestand gehen, sondern sich mit der Justiz auseinandersetzen müssen. Das steigert den Mut zum Risiko.

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