Paukenschlag 72 Stunden vor der Wahl: İnce zieht sich zurück

Vor der Präsidentenwahl in der Türkei werden die Karten noch einmal neu gemischt. Erdoğan-Herausforderer Muharrem İnce gab bekannt, dass er ausscheidet. Wer profitiert von seinem Rückzug?

KRONOS 11 Mayıs 2023 DE

Foto: Abdurrahman Antakyalı - Depo Photos

Kurz vor der Präsidentenwahl in der Türkei hat einer der drei Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdoğan seinen Rückzug erklärt. Damit spitzt sich die ohnehin enge Richtungswahl zwischen Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu weiter zu. Muharrem İnce, unterlegener Präsidentschaftskandidat von 2018, zog am Donnerstag seine Kandidatur zurück. In der Türkei werden am Sonntag ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt.

In den vergangenen Tagen waren Korruptionsvorwürfe gegen İnce laut geworden und kompromittierende Bilder aufgetaucht. Ob diese authentisch sind, ist völlig unklar. Der 59-Jährige sagte, er wolle nicht, dass der größere Oppositionsblock, der hinter Kılıçdaroğlu stehe, ihn für dessen mögliche Niederlage verantwortlich mache.

Amtsinhaber Erdoğan reagierte laut der dpa mit Bedauern auf das Ausscheiden seines Kontrahenten: “Es tut mir wirklich leid”. İnce hatte laut Umfragen keine Chance auf eine Präsidentschaft. Allerdings hatten Erdoğan-Kritiker befürchtet, İnces Teilnahme könne einen Sieg des Oppositionsführers Kılıçdaroğlu weniger wahrscheinlich machen.

Laut Umfrageinstitut Metropoll lag İnce zuletzt bei 1,2 Prozent der Stimmen, Erdoğan bei 44 Prozent und sein Herausforderer Kılıçdaroğlu bei 46 Prozent. Den dritten Herausforderer, Sinan Oğan, sahen Umfragen bei 2,6 Prozent. Sollte keiner der Kandidaten in der ersten Runde mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können, wird am 28.5. eine Stichwahl notwendig.

Nur mehr drei Kandidaten

İnce hat bislang keine Wahlempfehlung für einen anderen Kandidaten abgegeben. Oğan, Kandidat einer Allianz ultranationalistischer Parteien, twitterte, dies sei erst der Anfang. Er zerstreute damit Annahmen, er könne ebenfalls ausscheiden. Das ist aber eher unwahrscheinlich.

Auf den Wahlzetteln wird İnces Name am Sonntag trotzdem aufgeführt sein. Auch bei den Wahlen im Ausland, die in großen Teilen am Dienstag abgeschlossen wurden, wurde er als Kandidat geführt.

Erdoğan versuchte zuletzt, die Wähler mit Wahlversprechen von sich zu überzeugen. Er erklärte, das niedrigste Gehalt im öffentlichen Dienst werde im Juli auf umgerechnet 1030 Euro und damit das doppelte steigen – sofern er wiedergewählt werde. Ein ähnliches Versprechen hatte auch Kılıçdaroğlu zuvor gemacht.

Die Wahlen werden von mehreren Krisen begleitet. Die Landeswährung Lira hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 52 Prozent ihre Wertes gegenüber dem Euro verloren, die Inflation im Land liegt bei rund 44 Prozent. Der Südosten des Landes kämpft zudem mit den verheerenden Folgen der Erdbeben von Anfang Februar.

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