Oğan unterstützt Erdoğan: Ist die Sache für Kılıçdaroğlu gelaufen?

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan geht mit der Unterstützung des ihm unterlegenen Ultranationalisten Sinan Oğan in die Stichwahl am Sonntag. Hat er das Rennen damit schon gewonnen?

KRONOS 23 Mayıs 2023 DE

Foto: Depo Photos

Der Drittplatzierte des ersten Wahlgangs um die Präsidentschaft in der Türkei hat Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan seine Unterstützung für die Stichwahl ausgesprochen. Sinan Oğan rief seine Wähler am Montag auf, bei der Abstimmung am 28. Mai für Erdoğan zu stimmen. Beobachter waren davon ausgegangen, dass die Wähler des Rechtsaußenkandidaten ohnehin zu großen Teilen in das Erdoğan-Lager wechseln würden.

Sinan Oğan hatte als Kandidat eines ultranationalistischen Parteien-Bündnisses in der ersten Runde gut fünf Prozent der Stimmen bekommen, doch seine Wählerschaft gilt als zersplittert. Ob Oğans öffentliche Wahlempfehlung nun einen Einfluss auf jene hat, die nicht ohnehin für Erdoğan stimmen wollten, ist umstritten. Auch weil das Bündnis um Oğan kurz vor dessen Rede seine Auflösung verkündete.

Einer der ehemaligen Bündnispartner nannte die Erklärung Ogans daraufhin dessen “eigene politische Präferenz”. Ein anderes Ex-Allianz-Mitglied hatte am Sonntag seine Unterstützung für den Erdoğan-Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu von der CHP verkündet. Es wird erwartet, dass der Chef der stärksten Partei in seinem Ex-Bündnis, Ümit Özdağ von der Zafer Partei, heute die Unterstützung für Kılıçdaroğlu bekanntgibt.

“Kampf gegen Terror”

Oğan hatte eine Wahlempfehlung zuvor an Zusicherungen geknüpft. Er forderte, dass alle Flüchtlinge das Land verlassen müssten oder dass der “Kampf gegen Terror” verstärkt werden müsse. Zusicherungen habe es keine gegeben, sagte er nun. Man habe aber erreicht, dass die “Person” nicht von der prokurdischen HDP “bestimmt wird”. Kılıçdaroğlu war mit der Unterstützung der HDP angetreten. Oğan sieht in ihr – wie Erdoğan auch – den verlängerten Arm der PKK. Die HDP weist diese Darstellung immer wieder von sich.

Erdoğan dürften einige Stimmen aus dem Lager Oğans zugutekommen. Nach dem Sieg in der ersten Runde geht er als Favorit in die Wahl am kommenden Sonntag. Der Amtsinhaber war gut 4,5 Prozentpunkte vor dem zweitplatzierten Kılıçdaroğlu gelandet. Das Bündnis um den 69-Jährigen konnte zudem die Mehrheit im Parlament sichern – ein Faktor, den Analysten auch als Vorteil für ihn in der Stichwahl werten. Sollte Kılıçdaroğlu Präsident werden, könnte ihn das Parlament in vielen Entscheidungen blockieren. Wie viele Wähler Oğans Empfehlung folgen, ist umstritten.

Kılıçdaroğlu twitterte kurz nach der Ankündigung Oğans, nun sei klar, wer auf der Seite der Türkei stehe und wer das Land verkaufe, ohne Oğan namentlich zu erwähnen. CHP-Chef Kılıçdaroğlu rief rund 8,3 Millionen Nicht-Wähler im Land auf, ihre Stimme abzugeben. Erdoğan hatte im ersten Wahlgang 2,5 Millionen mehr Stimmen als Kılıçdaroğlu bekommen.

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